Die Mahl- und Ölmühle in Niederdorfelden
Am Unterlauf der Nidder, nordöstlich von Frankfurt, liegt das Dorf Niederdorfelden in die Flussauen eingebettet.
Im Jahre 768 wird das Dorf als „villa Turinvelde“ erstmals urkundlich erwähnt. Am Rande des Dorfes liegt in den Nidderauen eine Wasserburg auf künstlichem Hügel, der Stammsitz der Grafen von Hanau. Diese Burg wird erstmals 1234 genannt, als Reinhard III. von Dorfelden, im Rahmen einer Erbteilung, die Burg seinem Bruder Heinrich überträgt. Reinhard III. nennt sich in einer späteren Urkunde von 1254 „Reinhardus de Hagenowe“. Die Herren von Dorfelden hatten im Jahr 1143 die Burg Hanau erbaut und nannten sich seit damals „von Hanau“.
1266 wird erstmals auch die Mühle zur Burg gehörend erwähnt. Der kaiserliche Hofkämmerer Phillip von Falkenstein gibt die halbe Burg und die Hälfte der Mühle dem Stift Fulda zu Lehen. Dieses Datum, der 4. Oktober 1266, ist wohl die älteste Nennung einer Mühle im Main-Kinzig-Kreis. Im Zusammenhang mit der Stammburg der Grafen von Hanau erhält sie besondere Bedeutung und ist wohl mit der Burg im 12. Jahrhundert erbaut worden. Für die Versorgung der Burgmannschaft war eine Mühle unabdingbar. Noch heute wird der Wassergraben der Burg vom Mühlengraben gespeist. Die Mühle war als Erbleihmühle bis in das 19. Jahrhundert eine gute Einnahmequelle für ihre gräflichen Besitzer. Die Dörfer Bischofsheim, Bergen und Gronau waren zur Mühle gebannt, d. h. sie durften ihr Getreide nur in dieser Mühle mahlen lassen und mussten bei Reparaturarbeiten an der Mühle Frondienste leisten. Dies sicherte sowohl dem Müller als auch dem Lehensherrn Einnahmen.
Die Grafen von Hanau erhielten durch Heirat im 15. Jahrhundert europäische Bedeutung. Das Geschlecht der Grafen von Lichtenberg im Unterelsass, das mehrere bedeutende Straßburger Bischöfe hervorgebracht hatte, erlosch 1480 mit Jakob von Lichtenberg. Die Hälfte seiner Grafschaft ging an einen seiner beiden Schwiegersöhne, Graf Phillip von Hanau. Er erhielt neben dem rechtsrheinischen Amt Lichtenau die elsässischen Ämter Buchsweiler, Pfaffenhofen, Westhofen, Wolfisheim und Hatten. 1570 kamen noch die Ämter Brumrath, Ingweiler, Oberbronn, Offendorf, Wörth und die Herrschaft Ochsenstein hinzu. Dazu noch das rechtsrheinische Amt Willstätt und das Amt Lemberg in der Pfalz mit Pirmasens. Die Residenz der Grafschaft Lichtenberg war Buchsweiler. Die Grafen von Hanau nannten sich seit 1480 „von Hanau-Lichtenberg“, ab 1680 lagen ihre Lichtenberger Lande unter französischer Oberhoheit, unter der sie ihre Landesherrschaft allerdings weiter ausübten. Sprachliche, kulturelle und religiöse Verbindungen blieben zwischen „Hanauer Land“ und Hessen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts bestehen.
Ausgang dieses Geschehens war die Wasserburg in Niederdorfelden und ihre Mühle, die noch heute sichtbaren Bestand haben, den es zu erhalten gilt.